Wer Köln bereist und sich im Flugzeug oder mit der Bahn der Domstadt am Rhein nähert, wird unweigerlich mit dem Wahrzeichen Kölns konfrontiert, dem Kölner Dom. Sicherlich ein interessantes, geschichtsträchtiges und einfach großartiges Bauwerk mit absolutem Kultstatus. Für Fotografen, finde ich, ist der Kölner Dom schon eine Herausforderung, vor allem wenn man sich in unmittelbarer Nähe des Doms aufhält. Hierzu vielleicht mal später ein Beitrag.
Wäre dieses Wahrzeichen nicht schon genug, so hat Köln für Fotografen aber noch ein ganz besonderes Highlight am Rhein zu bieten – den neuen Rheinauhafen.
Der Rheinauhafen
Das Areal des Rheinauhafens ist bereits in den ersten noch erhaltenen Karten aus dem 16. Jahrhundert zu erkennen. Seit dem Mittelalter bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war das Hafengebiet als Handelshafen am Rhein in Betrieb. Noch im Jahr 1951 war der Rheinauhafen der wichtigste der vier Kölner Häfen. Die Stadt Köln plante jedoch bereits ab 1946 den Rheinauhafen später aufzugeben und den Niehler Hafen als Industrie- und Handelshafen auszubauen. Ab den 1970er Jahren war dessen Ausbau abgeschlossen und der Rheinauhafen wandelte sich zu einem Yachthafen. 1976 beschloss der Rat der Stadt Köln die Umwandlung des Hafengeländes in eine Freizeit- und Erholungsanlage. Diese Umwandlung begann 1998 und wurde mit der Eröffnung am 21. Juni 2014 abgeschlossen.
Wer mit dem Auto zum Rheinauhafen fährt und die Tiefgarage am Südkai zum Parken nutzt, befindet sich bereits in der ersten Attraktion des Geländes, der Tiefgarage. Mit einer Gesamtlänge von 1,6 km, einer Fläche von 41000 m2 sowie rund 1400 Stellplätzen ist sie die längste Tiefgarage Europas und die zweitlängste der Welt. Da sich dies aber fotografisch nicht gut einfangen lässt und es ja um den Rheinauhafen aus fotografischer Sicht geht, soll dies nur am Rande erwähnt werden.
Beginnend an der Kölner Südbrücke erstreckt sich das Areal des Rheinauhafens bis zum Schokoladenmuseum im Norden. Denkmalgeschützte alte Lastkräne (6 von vormals 41) erinnern an die ehemals bestehende Hafenfunktion. Alte, restaurierte Hafengebäude mischen sich mit neuer Architektur. Viele Firmenbüros und Wohneinheiten sind hier untergebracht, aber auch Cafés, Restaurants, Galerien und Museen. Das Highlight schlecht hin sind aber die Kranhäuser. Drei Häuser in Form eines Lastkrans sind von jedem Punkt unseres Rundgangs aus gut zu sehen. Aber starten wir am südlichsten Punkt des Geländes, dem KAP686 an der Südbrücke.
Der Rundgang
Das KAP686 ist ein Freifläche, auf der es neben Volleyballfeldern auch eine große Skateplaza gibt. Hierdurch konnte der alte Treffpunkt der Skaterszene von der Domplatte an den Rhein verlegt werden. Vor allem in den Sommermonaten herrscht reger Betrieb auf dem Gelände. Direkt an das KAP schließt sich das erste Highlight an.


Der denkmalgeschützte Hafenkran “Der alte Herkules” wurde 1897 erbaut mit einer maximalen Hebelast von 30 Tonnen, wie man dem Schild auf dem Kran entnehmen kann. Mit ihm wurde die 24t schwere Petersglocke (“der dicke Pitter”) 1924 auf einen speziellen Wagon der Reichsbahn verladen und zum Kölner Dom transportiert. Je nach Licht läßt sich eine tolle Spiegelung des Krans in der Glasfassade des Kap am Südkai fotografieren. Von hier aus führt der Weg auf der Promenade nach Norden.
Die Kranhäuser dominieren bereits den Hintergrund. Am Ende der langen Glasfassade schließt sich das Silo23 an, ein alter Getreidespeicher, bevor es ins sogenannte “Siebengebirge” geht. Die Architektur wechselt hier deutlich, was vor allem auf dem Rückweg von der anderen Rheinseite aus gut zu sehen ist. Einige Meter weiter steht, inmitten der modernen Gebäude, ein mittelalterlicher Wehrturm, der Bayenturm aus dem Jahr 1220, natürlich restauriert. Von hier aus führt parallel zum Rheinufer eine Straße direkt unter das erste der drei Kranhäuser.

In der Glasfassaden der Tiefgarageneingänge und bei Regen auf Steinplatten lassen sich tolle Spiegelungen des Gebäudes festhalten.

Am Ende dieses Durchgangs stehen wir auf dem Harry-Blum-Platz, direkt vor dem Kranhaus, in dessen Boden Wasserspeier eingelassen sind. Im Sommer ebenfalls ein lohnendes Motiv. Von Hier aus betritt man nun die alte Wehr, eine Landzunge auf der die Krahnhäuser stehen, im Osten der Rhein, im Westen das alte Hafenbecken, in dem auch heute noch Motoryachten stehen.
An der Spitze der Landzunge hinter der überspannenden Severinsbrücke liegt das Schokoladenmuseum und Markiert die Hafeneinfahrt. Auf diesem Areal findet sich das alte Hafenzollamt, die drei Kranhäuser, alte Lastkräne, der Hauptsitz von Microsoft Deutschland, das deutsche Sportmuseum und vieles mehr. Hier ist der Motivwahl eigentlich keine Grenze gesetzt. Empfehlenswert ist es sowohl den Blick gen Himmel als auch auf den Boden zu richten, so lassen sich immer wieder neue spannende Perspektiven finden.
Nach dem dieses Gebiet erkundet ist, gelangt man über Wendeltreppen auf die Severinsbrücke. Von hier sollte man unbedingt einmal die Lange Flucht der Kranhäuser fotografieren, vor allem im Dunkeln ein echtes Highlight. Vorsicht ist auf der Brücke jedoch bei der Verwendung von Stativen geboten, da sie auch aufgrund einer Straßenbahntrasse starken Schwingungen ausgesetzt ist. Überquert man den Rhein, führt der Weg zurück über die Auen am Rhein, den Poller Wiesen zurück zur Südbrücke. Bevor man den Rhein erreicht gelangt man an der Deutzer Hafen, dessen Hafenbecken man über die Deutzer Drehbrücke überquert. Auch dies ein lohnendes Motiv. Ich empfehle am Ende der Brücke zunächst nochmal nach rechts auf die Landzunge zu gehen. Von hier hat man unter der Severinsbrücke eine tolle Sicht auf die Kölner Altstadt.
Entlang des Rheinufers gelangt man dann mit Panaromasicht auf den Rheinauhafen wieder zurück zur Südbrücke. Diese stellt ein weiteres fotografisches Highlight dar. Sie ist eine alte Eisenbrücke über die immer noch Güterzüge den Rhein überqueren. Ihre roten Steine sind ebenso wie die Stahlkonstruktionen mit Graffiti ´verschönert´, was ihr einen besonderen Schirm verleiht. von der Brücke haus hat man dann einen herrlichen Blick vom Rheinauhafen bis zum Dom.

Am Ende der Brücke steht man wieder am Ausgangspunkt des Rundganges. Ich würde einmal 3-4 Stunden einplanen für einen ersten Rundgang mit Pausen, egal zu welcher Jahres- oder Tageszeit.
Zum Schluss
Das Areal des Rheinauhafens ist Privatgelände. Insofern sind kommerzielle Fotografie oder öffentliche Fotowalks genehmigungspflichtig. Wer also mit Stativ unterwegs ist, oder sich mit einer größeren Fotogruppe dort aufhält, sollte sich im Vorfeld bei der Stadt Köln informieren.
Für mich ist der Rheinauhafen immer wieder einen fotografischen Besuch wert. Wer in Köln ist, sollte hier einen Besuch einplanen.
