Fotografischer Stil?

„Ich befinde mich auf dem Weg der Entwicklungen meines eigenen Stils.“

Das habe ich tatsächlich geschrieben über mich. Wenn ich über diesen Satz nachdenke, kommt er mir erst mal hochtrabend vor.

Was ist denn ein fotografischer Stil? Erst recht, was ist meiner? Vielleicht ist die Formulierung insgesamt falsch. Vielleicht wäre es besser zu sagen ich suche nach meiner persönlichen Handschrift.

Wie macht man sowas?

Kopieren

Ich glaube am Anfang versucht man immer zu kopieren. Heutzutage finden sich genug Beispiele auf Instagram, YouTube oder natürlich auch in Bildbänden über Fotografen, die ihren eigenen Stil gefunden haben. Vielleicht suggerieren einem diese Bildersammlungen, dass diese Fotografen ausschließlich diesen Bildstil verfolgen. Wahrscheinlich ist das falsch aber sie haben einen Stil der Ihnen gefällt, perfektioniert. Schaue ich mir Fotografien von Alan Schaller an, verspüre ich sofort den Drang, ähnliche Bilder zu erschaffen. Gleiches gilt natürlich auch für andere Fotografen. Gerade in dem Genre der Street-Fotografie lässt sich eigentlich in jeder Stadt ausreichend fotogenes Material finden. vielleicht mit ein Grund, warum dies mittlerweile zu meinem favorisierten Genre gehört? 

Effekt(hascherei)

Das ist böse formuliert, ist mir schon klar. Aber letztendlich kennt das jeder von uns. Wir sehen Bilder, die uns begeistern. Oftmals kann man nicht genau festmachen, warum sie uns begeistern, aber sie haben einen Effekt auf uns. Wir versuchen nun, diesen Effekt zu kopieren. Gerade uns digitalen Fotografen bietet die moderne Bildbearbeitung nahezu grenzenlose Möglichkeiten ein Bild durch Effekte zu verbessern, von KI mal ganz zu schweigen. Ich finde das auch legitim, aber die großen Fotografen brauchen das nicht.

Sie haben es geschafft den tollen Effekt des Bildes durch Bildkomposition, Motivauswahl, Lichtsetzung und vor allem das Gespür für die Ausschnittwirkung der Fotografie zu erzeugen. Diese Bilder brauchen dann fast keine Nachbearbeitung, wenngleich sie natürlich von einer solchen profitieren können.

Aber ist das der falsche Weg? Bestimmt nicht. Durch das Kopieren erlernt man auf jeden Fall fotografische Techniken, was die Grundlage eines eigenen Stils darstellt.

Stilmittel

Es gibt unzählige Stilmittel. Natürlich können diese auch unzählig kombiniert werden. Welches Stilmittel gefällt mir? Ehrlich gesagt mal dieses mal jenes. Vielleicht jahreszeitlich abhängig, vielleicht stimmungsabhängig, vielleicht Ortsabhängig und natürlich auch kritikabhängig. 

Soll ich mich auf ein Stilmittel beschränken? Natürlich gäbe es gute Gründe dafür. Letztendlich führt wiederholtes üben häufig zu Verbesserung. Auf der anderen Seite kann es einschränken. Ich kann nicht zu jeder beliebigen Zeit wie es mir gerade passt losziehen und fotografieren. Finde ich ein Zeitfenster, in dem ich losziehen kann, muss ich das Wetter, die Umgebung, die Menschen und auch meine Stimmung so nehmen, wie sie gerade ist. Insofern findet sich in meinem Portfolio sowohl Schwarzweißfotografie, Architektur, Bilder von Spiegelungen, Städtereisen, lokaler Ereignisse wie der Kirschblüten der Bonner Altstadt und auf meiner Festplatte liegt noch eine Menge mehr. Vielleicht entwickelt sich irgendwann ein genreübergreifender Stil, vielleicht auch nicht.

Herausforderungen?

In letzter Zeit habe ich mit Begeisterung an der Bähmm-Challenge von Siegfried Eichhorn auf seinem YouTube-Kanal teilgenommen. Die Herausforderungen, die er stellt, beziehen sich auf ein fotografisches Thema, welches innerhalb von 14 Tagen bearbeitet werden soll. Jeder Teilnehmer sendet sein bestes Bild aus diesem Zeitraum zu dem Thema ein und es folgt ein Voting. Interessanterweise führt der enge Zeitrahmen nicht nur zu einer engen Auseinandersetzung mit Motivwahl und technischer Umsetzung, sondern auch zu einem selbstkritischen Blick auf das Geleistete. Ich habe seitdem begonnen, meine Bilder gnadenlos auszusortieren. Ich behalte tatsächlich nur das, was mir in den ersten 3 Sekunden des Betrachtens gefällt. Man merkt wie schwierig es ist aus drei oder vier guten Bildern eines auszusuchen, welches man einsenden möchte. Dadurch achtet man sehr auf Feinheiten und wahrscheinlich ist das ein weiterer wichtiger Aspekt zur Entwicklung einer eigenen fotografischen Handschrift.

Und wofür das Ganze?

Die Antwort auf diese Frage ist einfach und schwer zugleich. Jeder, der seine Bilder zeigt und sie nicht nur für sich im Stillen Kämmerlein betrachtet, strebt nach Lob und Anerkennung – gesunder Narzissmus würde ich sagen.

Ich persönlich frage mich aber, ob ich überhaupt einen eigenen Stil entwickeln kann. Das ist gar nicht philosophisch gemeint, sondern beschäftigt sich vielleicht mehr mit der Frage, ob ich mich traue, mich wirklich auf einen Stil zu fokussieren und irgendwann einmal das breit gestreute Spektrum zu verlassen. Aktuell kann ich diese Frage nicht beantworten aber ich bin gespannt, was die Zukunft bringt.

 

 

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