In diesem Beitrag soll es um das Fotografieren an und auf Brücken gehen. Die hier beschriebenen Rheinbrücken in Bonn dienen dabei als Beispiel, wenngleich ich die drei Brücken für alle, die in Bonn fotografieren, als lohnenswerte Fotospots ansehen würde. Aber selbstverständlich ist vieles von dem im Folgenden beschriebenen übertragbar.
Die heute bestehenden drei Rheinbrücken in Bonn sind die Friedrich-Ebert-Brücke auch Nordbrücke (A 565) genannt, die Kennedy-Brücke und die Konrad-Adenauer-Brücke (Südbrücke, A562). Alle drei Brücken sind heute wichtige Verkehrsadern über den Rhein.
Die erste Bonner Rheinbrücke war die “Alte Rheinbrücke”. Sie bestand von 1898 bis 1945 und verband die linksrheinische Stadt Bonn mit der rechtsrheinischen Gemeinde Vilich. Sie galt nicht nur als eine der schönsten Rheinbrücken ihrer Zeit, sondern war die längste Bogenbrücke der Welt, zumindest zum Zeitpunkt ihrer Eröffnung. Leider wurde sie am Tag vor der Kapitulation Bonns von der Wehrmacht gesprengt. Auf ihren Betonpfeilern erbaute die Stadt Bonn sehr schnell eine neue Brücke, die 1949 bereits eröffnet wurde. Seit 1963, zehn Tage nach dem Attentat auf J. F. Kennedy, heißt diese Brücke bis heute Kennedy-Brücke.
Die Friedrich-Ebert-Brücke, aufgrund ihrer Lage im Norden Bonns von den Bonnern einfach Nordbrücke genannt, war die zweite Bonner Brücke über den Rhein und wurde 1967 eröffnet. Die dritte dann folgende Brücke im Süden nennt der Bonner dann konsequenter Weise einfach nur Südbrücke. Offiziell heißt sie Konrad-Adenauer-Brücke und wurde 1972 für den Verkehr freigegeben.
Keine dieser Brücken stellt auf den ersten Blick eine fotografische Besonderheit dar. Natürlich sind alle im Folgenden beschriebenen Bildkompositionen auf viele Brücken auf der ganzen Welt übertragbar. Insofern soll dieser Beitrag Bildideen vorstellen, die exemplarisch an den Bonner Brücken umgesetzt werden. Der Lokalkolorit sei mir hier verziehen.
Die Friedrich-Ebert-Brücke (Nordbrücke)
Wer den Rhein über die Autobahn A565 schon mal überquert hat, hat das optische Hauptmerkmal der Nordbrücke bereits gesehen. Zwei Spannseilpfeiler geben der Brücke ihr markantes Äußeres. Ähnliche Brückenkonstruktionen lassen sich überall finden, jedoch war die Friedrich-Ebert-Brücke die erste moderne Schrägseilbrücke, bei der ein Vielseilsystem statt der vorher üblichen wenigen Schrägseile verwendet wurde. Diese Seilkonstruktion ist natürlich auch aus der Ferne mit Teleobjektiven stilvoll zu fotografieren, allerdings kann ich hierzu in Ermangelung einer Telebrennweite keine Beispiele liefern, weshalb ich hier nur Aufnahmen mit kürzerer Brennweite zeigen kann.
Die Brücke kann auf beiden Seiten zu Fuß begangen werden. Ich empfehle einen Rundgang von der Bonner Seite aus zu machen, ob mit oder gegen den Uhrzeigersinn ist hier jedem selbst überlassen. Ich habe beide Varianten ausprobiert und würde dies immer spontan vor Ort von den Wetter- und Lichtbedingungen abhängig machen.
Die Seile sind in roter Farbe lackiert, was mit der Sonne im Rücken reizvolle Farbmotive zulässt. Für kontrastreiche Schwarzweißaufnahmen empfehle ich eher Gegenlicht zu nutzen. Sowohl bei blauem Himmel als auch bei Bewölkung lassen sich reizvolle Aufnahmen machen. Die Farbaufnahme wurde mit 50mm Brennweite aufgenommen, das Schwarzweißbild mit 21mm. Man kann also mit vielen unterschiedlichen Brennweiten arbeiten. Bei entsprechender Windrichtung führt eine Einflugschneise des Köln/Bonner-Flughafens über die Brücke, so dass sich mit einem Teleobjektiv bei entsprechender Geduld (Wir sind nicht in Frankfurt) weitere spannende Gestaltungsmöglichkeiten ergeben.
Unter der Nordbrücke auf der Bonner Seite gibt es genügend kostenlose Parkplätze. Die Zufahrt erfolgt entlang des Bonner Hafens. Nach dem das Auto abgestellt ist, kann man die Brücke von beiden Seiten über spiralförmige Aufgänge betreten. Hier bitte unbedingt auf Fahrräder achten, da hier gerade morgens und auch spät nachmittags reger Fahrradverkehr herrscht. Die Aufgänge selber sind optisch reizvoll, allerdings schwer fotografisch einzufangen wie ich finde.
Man kann sich aufgrund der Vegetation nicht in die Mitte der Spirale stellen um sie zu fotografieren. Insofern sind hier die kreativen Fähigkeiten und persönlichen Vorlieben gefragt.
Gerade im Winter kann man auch im Dunkeln stimmungsvolle Aufnahmen machen. Der Fahrrad- und Autoverkehr auf der Brücke bieten tolle Lichteffekte, die sich sowohl für Gegenlichtaufnahmen als auch für Langzeitbelichtungen nutzen lassen. Die Brückenaufgänge sind durch Lampen im Brückengeländer beleuchtet, was schöne Lichtkegel entstehen läßt. Aber auch auf der Brücke lassen sich tolle Lichteffekt einfangen. Der Fussgänger- und Radweg ist breit genug um mit einem Stativ Langzeitbelichtungen zu fotografieren, Hierbei ist aber zu beachten, dass eine starkbefahrene
Brücke auch stark schwingt, man sollte es also nicht übertreiben mit der Belichtungszeit. Leider sind die Stahlseile selber nicht angestrahlt, so dass sich unterhalb der gespannten Autobahnbeleuchtung nur schemenhaft die mächtige Stahlkonstruktion erahnen läßt.
Bei Regen bilden sich auf der Fußgängerweg größere Pfützen. Spiegelungen der Stahlkonstruktion sind aber häufig schwer zu realisieren, da das Wasser unruhig ist aufgrund der Schwingungen und die Stahlkonstruktion sehr groß ist, man also einigen Abstand braucht.
Damit das Wasser von der Fahrbahn besser ablaufen kann befinden sich kleine Durchlässe in der Fahrbahnbegrenzung. Mit einer sehr kurzen Brennweite von beispielsweise 10mm lassen sich hier vorbeifahrende Autos vor den Drahtseilen einfangen. Hierfür bedarf es in der Regel vieler Versuche. Es empfiehlt sich die Kamera auf den Boden zu legen und manuell einzustellen. Außerdem erleichtert es die Wahl der passenden Motivs, wenn man die Kamera per Fernauslöser bedient und den Verkehr stehend beobachtet. Außerdem hat man dann die vorbeifahrenden Radfahrer besser im Blick.
Egal zu welcher Jahreszeit oder zu welcher Tageszeit, es lohnt sich definitiv mehrfach im Jahr diesen Spot zu besuchen. Man kehrt definitiv immer mit einem guten Bild nach Hause zurück.
Die Kennedy-Brücke
In der Einleitung habe ich die alte Rheinbrücke als Vorgänger der Kennedy-Brücke bereits erwähnt. Sie wäre definitiv sehr fotogen gewesen. Den heutigen Namen trägt ihre Nachfolgerin infolge der Ermordung des gleichnamigen US-Präsidenten seit 1963. Sie hat seitdem natürlich Modernisierungen erfahren, zuletzt 2011 mit der Installation einer Solaranlage, gespendet durch die Bonner Firma Solarworld. Sie soll die erste überspannende Solaranlage Ihrer Art an einer Flussbrücke in Europa sein. In der Mitte der Fahrbahn verkehrt in beiden Richtungen eine Straßenbahn, separiert hiervon links und rechts der Auto- und Fahrradverkehr.
Von der Bonner Seite aus liegt rechter Hand die Bonner Oper, linker Hand etwas entfernt die Beethovenhalle. Letztere in den letzten Sanierungszügen, erstere mit deutlichem Sanierungsbedarf. Überquert man die Brücke zur Beueler Seite hin, liegt rechts das Brückenforum als weitere Kulturstätte in Bonn. Insofern liegt diese mittlere Rheinbrücke tatsächlich auch im Zentrum Bonns.
Die Rheinpromenaden beidseits sind breit angelegt unterhalb der mächtigen Pfeilerkonstruktion der alten Rheinbrücke auf denen die neue Brücke nach dem zweiten Weltkrieg errichtet wurde. Hier lassen sich sowohl im Dunkel als auch bei Sonneneinstrahlung tolle Lichthöfe fotografieren. Betritt man die Brücke über die links und rechts auf beiden Rheinseiten vorhandenen Treppenaufgängen die Brücke, lässt sich der rege Fußgänger und Fahrradverkehr rückenschonend aus der Bodenperspektive durch die Geländer einfangen. Man sollte beim Betreten der Brücke aber unbedingt auf die Radfahrer achten, die zum Teil nahe an die erlaubten 50 km/h herankommen.
In unmittelbarer Nähe der Kennedy-Brücke findet sich auf der Bonner-Seite der alte Zoll, eine alte Stadtbefestigung, von der aus man eine schöne Sicht auf die Kennedy-Brücke stromabwärts und das am Rhein gelegene ehemalige Regierungsviertel mit seinen markanten Hochhäusern (Post-Tower und das ehemalige Abgeordneten Hochhaus) bekommt. Im Sommer lohnt sich ein Besuch im Biergarten direkt am Alten Zoll. Stadteinwärts sieht man von hier das kurfürstliche Schloß, das heutige Hauptgebäude der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms Universität Bonn. Von der Beueler Seite aus lassen sich zu Blauen Stunde schöne Farbeffekt dieses Ufers einfangen. Natürlich gibt es deutlich imposantere und prägnantere Stadtpromenaden als die in Bonn, aber die Lichteffekt im Rhein kommen tatsächlich erst bei einer Langzeitbelichtung so richtig zum tragen.
Die Beueler Rheinseite ist baulich deutlich neuer als die Bonner Seite. Im Sommer lohnt hier ein Besuch der Rheinlust. Ein Restaurant-Biergarten mit Tischen direkt auf der Promenade. So lässt sich die Regeneration direkt mit dem Fotografieren verbinden. Stromabwärts sieht man im Norden die Friedrich-Ebert-Brücke mit ihrer markanten Stahlseilkonstruktion. Gerade im Sommer lohnt sich ein Spaziergang durch die Rheinwiesen in Richtung Nordbrücke. Hier finden sich tolle Kiesbuchten am Fluss, in denen viele Bonner abends ihren Tag ausklingen lassen. Wer den Wegen tatsächlich bis zur Nordbrücke läuft sollte noch einen Abstecher zur Doppelkirche in Schwarz-Rheindorf unternehmen.
Stromaufwärts läuft man dann bis zur Südbrücke mit schönem Blick in das Siebengebirge mit dem markanten Petersberg-Hotel und dem Drachenfels. Auf der gegenüberliegenden Seite liegt das alte Regierungsviertel und die Museumsmeile.
Die Konrad-Adenauer-Brücke (Südbrücke)
Die Südbrücke verbindet das ehemalige Regierungsviertel und die Rheinaue mit dem Beueler/Oberkasseler Ufer auf der rechten Rheinseite. Neben der vierspurigen Autobahn verläuft auch eine U-Bahnstrecke über die Brücke. Auf der Bonner Seite führen mehrere geschwungene Fuss- und Radwege auf die Brücke. Hier lassen sich gerade in der dunklen Jahreszeit schöne Lichtkegel einfangen. Die Brücke selber ist fotografisch nicht sonderlich spannend. Überquert man sie über die Südliche Trasse hat man einen schönen Blick von oben in die Rheinaue und in das Siebengebirge. Stromabwärts erhebt sich der Post-Tower und die Gebäude des ehemaligen Regierungsviertels. Auch hierzu steht noch ein eigener Beitrag auf meiner todo-Liste.
Der fotografisch spannendste Spot auf der Bonner Seite ist aber die U-Bahnhaltestelle Rheinaue. Der Zugang befindet sich unter der Südbrücke. Hier lassen sich viele Streetmotive einfangen. Pfeiler, Lampen, Lichtschlitze und viele Passanten lassen einen in der Regel nicht lange warten.
Der Aufgang zur Bahnhaltestelle ist gerade in der Dunkelheit ein tolles Motiv, da die Kanten mit LEDs beleuchtet sind.
Zurück auf der Brücke lässt sich die U-Bahnhaltestelle in Langzeitbelichtungen und Mitzieher einbinden. Wie auf den anderen Brücken auch gilt es aber immer wachsam zu sein, da auch hier je nach Tageszeit viele Radfahrer unterwegs sind. Am andere Ende der Brücke sieht man dann auf das Gelände der alten Zementfabrik. Heute stehen hier architektonisch interessante Bürogebäude mit tollen Glasfassaden, das markante Kameha-Grand-Hotel sowie die Rohmühle, eine bekannte Bonner Gastronomie. Im Sommer kann man hier eine Fototour entspannt ausklingen lassen und den Sonnenuntergang genießen.
Auf der Beueler Seite findet sich leider keine fotogene U-Bahnhaltestelle, überhaupt finde ich die Beueler Brückenseite weniger interessant. Dennoch gehe ich immer die Runde über die gesamte Brücke, man weiß ja nie was einen erwartet.
Zum Schluss
Man kann eigentlich zu jeder Tages- und Jahreszeit an und auf den Bonner Brücken fotografieren. Mindestens ein gutes Foto ist eigentlich immer dabei. Die drei hier vorgestellten Brücken sind als einzelne Spots zu verstehen. Man kann gut zwei Brücken miteinander kombinieren, aber alle drei in einem Fotowalk zu vereinen ist aus meiner Sicht zu ambitioniert.