Bonn fotografieren – Kirschblüte

Vielleicht neben dem Beethoven-Fest eines der bekanntesten jährlichen Spektakel in Bonn (und da gibt es nicht viele) ist die Kirschblüte in der Bonner Altstadt. Es handelt sich um eine in zarten und kräftigen Rosatönen erblühende japanisch Blütenkirsche. 

Gepflanzt wurde sie in den 1980er Jahren im Rahmen einer Stadtteilverschönerungsmaßnahme der damaligen Hauptstadt am Rhein. Ich habe zwar in dieser Zeit in der Altstadt gewohnt (bis 1987), kann mich aber an die Kirschbäume nicht erinnern, ist vielleicht auch nicht zwingend des Teenagers Hauptinteresse. 

In den letzten Jahren hat sich die Kirschblüte zu einem schon fast internationalen Ereignis gemausert. Es ist zu lesen, dass es Informationsdienste in asiatische Länder gibt, die die dortigen Reisebüros über den jährlichen Stand der Blüte informieren. Tatsächlich liegt die Quote asiatischer Touristen, die für eine kleine Stadt wie Bonn auf Grund Beethovens Geburtsort eh schon hoch ist, nochmals deutlich höher – zumindest gefühlt. Die Stadt sperrte dieses Jahr sogar die beiden Hauptstraßen für den Autoverkehr. Gut für uns Fotografen.

Die Altstadt

Das Hauptareal der Kirschblüte erstreckt sich über zwei parallele Straßen, die Breitestraße und die Heerstraße. Neben kleinen teils auch kunstgewerblichen Geschäften finden sich hier mehrere Cafés und Kneipen. Ursprünglich lebten in der Bonner Altstadt viele Handwerker. Die Häuser stehen häufig Innenhöfen vor, in denen die Werkstätten lagen. Dies verleiht der Altstadt einen, wie ich finde, ganz besonderen Charme. Viele Häuser sind mit Graffiti besprüht, andere äußerst penibel renoviert, wieder andere sehen noch so aus wie zu meiner Kindheit. Insgesamt ist genau dieser Kontrast der Häuser und der Kirschblüte für mich der Reiz, der die Bonner Kirschblüte von anderen Kirschbaumalleen in der Blüte abhebt. Ganz sicher gibt es natürlich auch andere vergleichbare Orte auf der Welt, aber in Bonn ist es ein Publikumsmagnet.

Und fotografisch?

Ein schöner Startpunkt ist der Eingang der Altstadt an der Breitestraße, als solcher durch große quer über die Straße gespannte Leuchtbuchstaben zu erkennen.

Hier finden sich eigentlich schon am frühen Morgen die ersten Selfiewilligen ein. Ab dem späteren Vormittag ist (vor allem am Wochenende) eine Aufnahme wie diese ohne Retusche nicht mehr möglich. Häufiger trifft man hier auch Brautpaare für die Hochzeitsbilder an. Das Stadthaus mit dem dort ansässigen Standesamt befindet sich in unmittelbarer Nähe. Menschenleere Straßen findet man hier nur am frühen Morgen unter der Woche. Selbst Sonntags um 7.30 Uhr habe ich den Platz schon gut gefüllt erlebt.

Für eine Aufnahme wie diese ist ein moderates Weitwinkelobjektiv völlig ausreichend. Allerdings lohnt es sich genauso eine Telebrennweite dabei zu haben, hierzu später.

Bevölkert sich die Straße finden sich natürlich zahlreiche Streetportraitoptionen. Da sich viele Menschen hier portraitieren lassen und es teilweise vor Influencern nur so wimmelt, fällt es niemanden auf, wenn auch eine zweite Kamera aktiv ist. Selbstverständlich sollte man sich hier aber absichern, sollte man solche Aufnahme veröffentlichen wollen.

Lohnend finde ich es mit der Telebrennweite ein Handydisplay einzufangen und so die Kirschblüte indirekt abzubilden. Hierfür benötigt man dann aber schon 200mm Brennweite um unauffällig agieren zu können.

Wenn man sich hier ausgetobt hat, folgt man dem Blütendach in die Altstadt hinein. Viele Schaufenster sind in ihrer Dekoration dem Ereignis angepasst, ohne das es zu viel wirkt. Bei schönem Wetter kann man bei einer Tasse Café im Straßenkaffee die ersten Ergebnisse beurteilen und anschließend gestärkt auf Motivsuche gehen. Sowohl mit langer als auch kurzer Brennweite lassen sich viele tolle Motive finden. Sind die Straßen voll, empfiehlt es sich das Blütenmehr über den Köpfen zu verdichten, oder sich die vielen glücklichen Besucher als Motiv zu wählen. Beides geling am besten mit 200mm. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Gerade der Kontrast von alten Häusern, Graffiti und den blühenden Bäumen ist ein Garant für tolle Fotos.

Am Ende der Breitestraße gelang man über eine Querstrasse in die Heerstraße und läuft von hier aus wieder zurück. Obelisken, Wegsteine und ähnliches erinnern an die Römerzeit und dienen zugleich der Verkehrsberuhigung. Vorbei am Café Blüte, kleinen Lokalen und einem alten Friseurgeschäft, in dessen Schaufenster sich entnehmen lässt, dass hier Filmgrößen der 50er Jahre (Karin Dor) schon zu Gast waren, nähert man sich dem Ende des Rundgangs. Über die Maxstraße führt der Weg zurück zum Stadthaus. Hier wartet noch ein kleines Highlight auf den lauffreudigen Fotografen. Aus dem Treppenhaus des Stadthauses, welches der Altstadt zugewandt ist, lassen sich aus den oberen Etagen Bilder der rosa Adern in der Altstadt machen. Aufgrund des öffentlichen Gebäudes sind diese aber nur für den privaten Gebrauch anzusehen.

In zügigem Schritt ist die Strecke in 20 Minuten zu bewältigen. Mit der Kamera kann man sich hier locker 2-3 Stunden aufhalten. Nächstes Jahr will ich mal abends bei Dunkelheit dort hin. Oder Aufnahmen im strömenden Regen machen, mal sehen was daraus wird….

Kirschblüte Bonn

 

 

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